Nasenstubser weltweit: Hundehaltung in Indien

Nasenstubser weltweit: Hundehaltung in Indien

Hallo ihr Lieben,

habt ihr Lust auf eine kleine Reise in ein fernes, großes Land? Dann kommt mit uns und Rajashree nach Indien.

Rajashree ist eine 53jährige wahnsinnig tolle Frau aus Mumbai. Nach ihrer Karriere als PR-Expertin ging sie ihrer Leidenschaft nach und arbeitete in verschiedenen Tierschutzorganisationen mit. Ziel war es die dortigen Straßenhunde zu versorgen und sie tierärztlich zu betreuen. Während dieser Zeit kam sie auch immer wieder mit dem indischen Pariah-Hund in Berührung. Dabei handelt es sich um eine alte typische indische Hunderasse, aus der alle indischen Straßenhunde entstanden sind. Die Faszination über diese Rasse lies sie nicht los und sie machte es zu ihrer Aufgabe, über diese tolle Rasse zu informieren und gründete das Projekt The INDog Project. In den letzten zwei Jahren arbeitete sie zusätzlich noch als Spinnenforscherin und konnte mit ihrem Team 6 neue Arten entdecken und bestimmen.

Wie ist das Leben als Hund in Indien?

Hundekind Abby: Wie wichtig sind Hunde in Indien für die Menschen?
Rajashree: Wie in ganz Asien werden Hunde nicht sehr respektvoll behandelt. Zwar werden sie nicht gehasst, aber nur die wenigsten interessieren sich für sie. Allerdings gibt es große Unterschiede im Stellenwert der Hunde wenn man die Menschen auf dem Land oder in der Stadt fragt.
Auf dem Land werden die Hunde geschätzt und die Menschen wissen, was sie an den Hunden haben. Sie haben dort Aufgaben, sollen auf die Häuser und das Vieh aufpassen. Früher waren Hunde noch ein wichtiger Partner bei der Jagd. Da in Indien das jagen inzwischen verboten ist, braucht man die Jagdhunde auch nicht mehr. Neben den Haus- und Hofhunden gibt es in Indien auch noch eine große Anzahl an freilebenden Hunden. Sie erfüllen eine wichtige Aufgabe: Sie reinigen nämlich das Land, sie fressen den Müll den Menschen hinterlassen. Dennoch gibt es natürlich auch Probleme mit diesen freilebenden Hunden. Hier spielt die Tollwut mit rein, die schlechte gesundheitliche Versorgung der Tiere und der Kampf zwischen den Menschen, die sie entweder töten oder schützen wollen.
In den Städten sieht das Bild schon anders aus. Hier werden Hunde ab und an als Haustiere gehalten. Aber das ist eher eine Seltenheit. Das rührt aus der Vergangenheit. Viele Inder hatten früher Angst vor Hunden und dieses Gefühl ist bei vielen bis heute geblieben. Ein Zusammenleben von Hund und Mensch, wie in Europa oder den USA, war hier undenkbar. Aber es ändert sich ganz langsam. In den letzten 10 Jahren kamen immer mehr Hunde in die Städte. Meine Familie war dabei schon immer ein Vorreiter. Seit dem ich denken kann hatten wir immer Hunde. Besonders das Internet und die sozialen Medien ändern das Bild des Hundes hier in Indien enorm. Viele Neureiche und diejenigen, die cool sein wollen halten sich inzwischen Hunde als Haustiere. Die beliebtesten Rassen sind momentan Labradore, Möpse, Deutsche Schäferhunde und sogar Huskies, auch wenn die für unser Klima alles andere als geeignet sind. Leider steigen mit der Zahl der Hundehalter auch die Zahlen an Hunden die ausgesetzt werden. Gleichzeitig gibt es aber auch immer mehr Menschen, die sich ein Tier aus dem Tierschutz holen. In den Großstädten wie Mumbai oder Bangalore gibt es inzwischen großartige Tierärzte und auch andere Dienstleistungen um Hunde wie Hundetrainer, Hundefriseure oder Hundesitter. Sogar geführte Touren mit den Hunden werden dort angeboten. In kleineren Städten sieht dieses Angebot allerdings eher mau aus, wobei auch dort ein Umdenken eingesetzt hat. Hunde werden wichtig für Inder.
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Hundekind Abby: Wie kamen deine zwei Hunde zu dir?
Rajashree: 2008 besuchte mich eine afrikanische Freundin und sie wollte unbedingt einen indischen Hund adoptieren. In der Nähe des Flughafens hatte sie total niedliche Welpen gesehen. Sie hatte damals einen schwarzen adoptiert und ich konnte der Hündin nicht widerstehen. Ihr Name ist Kimaya, was in Marathi, meiner Sprache, so viel bedeutet wie „Magie“ und diese Mischlingsdame begleitet uns inzwischen seit 9 Jahren. 2011 waren wir dann auf der Suche nach einem Freund für Kimaya, nachdem unser älterer Hund gestorben war. Wir fanden Kiba. Er ist einer dieser Pariah-Hunde und wurde 120 km außerhalb von Mumbai geboren. Ich fand ihn damals auf dem Weg zu unserem Zweithaus in Nagaon. Auf dem Weg dorthin sah ich eine Hündin, die sich um ihre Welpen kümmerte und fragte den Shopbesitzer, ob die Welpen zu verkaufen wären. Er war gleich Feuer und Flamme und ich sollte mir einen aussuchen. Der Name kommt aus dem japanischen und wurde nach einer meiner Lieblingsanime-Serien benannt, Wolfs Regen.
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Rajashree und Kiba
Hundekind Abby: Wie würdest du euren Tagesablauf beschreiben?
Rajashree: Wir leben in einer schönen Wohnung in einer Großstadt. Auf der einen Seite sehen wir das Meer, auf der anderen gibt es einen tollen Garten. Jeden Morgen wachen die Hunde auf und legen sich erst einmal auf den Balkon um sich zu sonnen. Irgendwann müssen sie aber trotzdem los zu ihrer Morgenrunde um sich zu lösen. Offiziell sind Hunde in dem Park nicht erlaubt, wir gehen aber trotzdem ab und an dorthinein. Danach geht es nach Hause und dort muss ich ihnen immer erst einmal die Pfoten sauber machen, da unsere Straßen so dreckig sind. Nach dem Frühstück haben die Hunde Zeit zu schlafen. Ich arbeite meistens von Zuhause und meine Hunde sind die ganze Zeit um mich herum. Sie schlafen zwar, suchen aber trotzdem meine Nähe. Ab und an muss ich beruflich verreisen. In der Zeit kümmert sich unser Chauffeur um die Hunde. Ich wollte niemand Fremden für meine geliebten Hunde einstellen und deswegen übernimmt er das Gassigehen dann. Das war übrigens vor 17 Jahren der Grund, warum wir ihn eingestellt hatten. Jemanden, der Hunde nicht mochte hätten wir nie einstellen können. Womit unsere Hunde leben müssen ist, dass sie in der Stadt immer an der Leine laufen. Wenn wir sie ohne Leine laufen lassen wollen müssen wir rausfahren aus der Stadt oder eben zu unserem Zweithaus. Dort haben wir einen großen Garten und sie haben genügend Platz zum spielen. Unsere Hunde gehören übrigens zur Familie und dürfen bei uns im Bett schlafen.
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Hundekind Abby: Ist es üblich, dass in Indien viel Geld für Hunde ausgegeben wird?
Rajashree: Das kommt drauf an wo man lebt, wie viel man verdient und ob es vor Ort Möglichkeiten zum Geldausgeben gibt. Daher kann man die Frage sehr schwer beantworten. Wir in Mumbai haben alles vor der Tür. Hier ist es einfach Geld auszugeben. Und das tun wir für Hunde auch gerne, immerhin gehören sie zur Familie. Ich bestelle aber auch viel online, wie tolle Geschirre oder Regenmäntel. Aber auch den Hundefriseur nehmen wir oft in Anspruch. Kiba hasst es sich von mir baden zu lassen und so lasse ich es professionell machen. Mit Kimaya habe ich zwei Monate lang Obedience gemacht und sie war darin wirklich sehr gut! Also ja, man kann sagen dass es Hundebesitzer gibt, die gerne viel Geld für ihre Hunde ausgeben, wenn sie es können.
Hundekind Abby: Wie sieht es mit dem Tierschutz in Indien aus?
Rajashree: In Indien gibt es ein Tierschutzgesetz. Im Vergleich zu anderen Ländern in Asien ist dies sogar sehr gut. Allerdings sind die Strafen wirklich lächerlich und es wird sich nicht immer an das Gesetzt gehalten. Auch die Regierung hat das Thema Tierschutz auf dem Schirm, allerdings wird es sehr vernachlässigt und wenn ihr ich fragt, sollte man in diesem Bereich mehr tun. Allgemein kann man sagen, dass Inder ein sehr merkwürdiges Verhältnis zu Tieren haben. Auf der einen Seite streifen Kühe durch Indien und fressen den Dreck an den Straßenseiten und sterben nicht selten an den Plastetüten, die sie fressen, auf der anderen Seite ist es aber verboten Rinder zu schlachten. Die Straßenhunde leben in furchtbaren Bedingungen. Seit 1988 ist es verboten Hunde ohne triftigen Grund einzuschläfern. Von offiziellen Seiten heißt es, dass man Straßenhunde sterilisieren und kastrieren soll. Aber ganz ehrlich? Das klingt ganz toll, in Wahrheit kümmert sich aber niemand um die Hunde. Sie leben unter unwürdigen Umständen und sterben nicht selten nach Unfällen. Es wird laut getönt, dass man die Zahl an Straßenhunden durch Geburtenkontrolle einschränken soll, aber wirklich etwas unternehmen tut keiner der Politiker. Einige gemeinnützige Vereine versuchen hier gegen Windmühlen zu kämpfen und wollen jeden Hund retten. Eingeschläfert wird in den Tierheimen auf jeden Fall niemand ohne Grund.
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Hundekind Abby: Müsst ihr in Indien Hundesteuern zahlen?
Rajashree: Ja! Es gibt zwar überall andere Gesetze, aber eines ist in Indien überall gleich: Hunde müssen eine Steuermarke haben. Um diese zu bekommen muss man eine Gebühr bezahlen, die nicht allzu hoch ist. Und man muss nachweisen, dass der Hund gegen Tollwut geimpft ist.
Hundekind Abby: In Deutschland muss man die Hinterlassenschaften seines Hundes wegmachen. Müsst ihr das auch? Wenn ja, bekommt ihr die Kotbeutel dafür gestellt?
Rajashree: Hierfür gibt es bei uns kein Gesetzt. Dennoch machen verantwortungsvolle Hundehalter die Hinterlassenschaften einfach weg. Ich habe mal gehört, dass einige Städte ein Bußgelder aussprechen. Allerdings ist mir nicht bekannt, dass das wirklich jemand bezahlt hat. Demzufolge gibt es auch keine Beutel, die uns gestellt werden oder spezielle Mülleimer. Ich nehme dafür immer Zeitungspapier. Unsere Nachbarn sind alle so nett und entfernen die Hinterlassenschaften ebenfalls. In anderen Blocks sieht das aber teilweise auch anders aus und dort räumt niemand etwas weg.
Hundekind Abby: Wie sieht das mit Hundeschulen oder Hundeclubs bei euch aus. Gibt es so etwas und geht ihr da hin?
Rajashree: Die Hundetrainer, die schon länger im Dienst sind sind von der alten Schule und haben meistens früher Polizeihund ausgebildet. Ich bin kein Fan von ihnen und habe ihnen nie meine Hunde anvertraut. Aber so langsam schwappt auch der Trend der gewaltfreien Erziehung zu uns herüber und einige Hundetrainer werden hier bekannter. Aber das beginnt erst. Viele Hundehalter in Indien haben noch nicht viel Ahnung von Hundetraining, auch wenn sie gerne modern und kompetent wirken würden. Daher ist es nicht verwunderlich, dass es hier furchtbar viele unerzogene Hunde gibt.
Was es hier aber auch gibt sind Hundeausstellungen. Ich habe selber zwar noch nie eine besucht, die werden hier aber gerne organisiert. Wo ich jedoch gerne teilnehme sind einige Hundeschulen, die spezielle Events für Hundehalter und deren Hunde veranstalten.
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Hundekind Abby: In Deutschland haben wir oft das Problem mit Giftködern. Kennt ihr das auch? 
Rajashree: Ich habe schon gelesen, dass es das in anderen Ländern gibt. Ich finde es furchtbar! Ich wusste auch gar nicht, dass das in Deutschland ein Thema ist, immerhin gilt Deutschland hier als eines der hundefreundlichsten Länder der Welt. Hier gibt es auch Konflikte zwischen Hundehaltern und Nichthundehaltern. Besonders in Wohnhäusern kommt das oft vor. Dann dürfen Hunde zum Beispiel nicht im Aufzug fahren. Aber dass ein Hund vergiftet wurde, habe ich noch nie in Indien gehört. Ich passe auf, dass meine Hunde nie zu anderen kommen, bei denen ich weiß, dass sie Angst haben. So sind bei uns alle ganz friedlich. Was allerdings hier noch ein großes Problem ist, ist die Gewalt gegen Straßenhunde. Das muss sich ganz schnell ändern.
– Dear Rajashree, thank you so much for your answers. I really learnt a lot about India. –
Wir haben viel von Rajashree gelernt und bedanken uns ganz herzlich für ihre tollen Einblicke in dieses spannende Land. Seid ihr schon einmal in Indien gewesen?
Eure Dini

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