Nasenstubser weltweit – So leben Hunde in Ägypten.

Nasenstubser weltweit – So leben Hunde in Ägypten.

Hallo ihr Lieben,

wir möchten euch heute wieder mit auf eine weitere Station unserer Weltreise nehmen.

Dieses Mal geht unsere Reise nach Ägypten!

Wisst ihr, durch meinen Blog habe ich schon ganz viele, interessante Menschen kennengelernt. Einer von ihnen war Vanessa. Sie ist vor 6 Jahren nach Ägypten ausgewandert. Dort arbeitet sie in der Touristeninformation von El Gouna und hält ihrem Mann den Rücken frei, der alles macht, was mit Wassersport zu tun hat. Seit 4 Jahren teilen sie sich nun ihr Leben mit Sandy, einer ganz tollen Hündin. Freundlicherweise war Vanessa so nett uns einen Einblick in das Leben mit Hunden in Ägypten zu geben.
Hundekind Abby: Vanessa, erzähl doch mal: welchen Stellenwert haben Hunde in Ägypten?
Vanessa: Keinen guten! Es steht schon im Koran, dass Hunde nicht als Haustiere zu halten sind. Wenn doch ein Hund sein muss, dann höchstens als Hütehund. Also haben sie hier auch keine Ahnung von Hundehaltung und haben oft Angst vor Hunden verstehen nicht das ein Hund, beziehungsweise generell Tier eine Seele hat. Demzufolge werden hier sehr oft Tiere misshandelt und gequält. Welpen von ihrer Mutter trennen ist noch das Harmloseste. Ich möchte da nicht weiter drauf eingehen. Nur soviel: Dieses „spielen“ der Kinder und Jugendlichen führt oft zum Tod der Tiere. Im Koran steht auch das man Tiere gut behandeln soll. Leider haben da wohl viele nicht zugehört, oder ist es die Angst vor dem Unbekannten das einem zum Sadisten werden lässt? In
den letzten Jahren hat es sich allerdings etwas geändert. Jetzt sind hier Rassen wie Schäferhunde, Rottweiler, Doberman und Co sehr begehrt. Von artgerechter Haltung sind wir in diesen Fällen aber weit entfernt. Die Hunde werden abgerichtet und ab und zu ausgeführt –  mehr Show und Präsentation  des Status – oder zur Zucht missbraucht.  Viele gammeln auf irgendwelchen Dächern in ihren eigenen Exkrementen vor sich hin.
Es sind natürlich nicht alle so, es gibt auch hier genauso die Hunde und Tierverrückte wie überall auf der Welt und hier haben einige dieser Menschen mittlerweile die Position der Tierschützer
eingenommen.  Das sind die Menschen, die auch Straßentiere aufnehmen weil sie keine Chance mehr hätten dort zu überleben. Das sind diejenigen, die angefahrene Tiere zum Doktor bringen und sie nicht am Straßenrand verrecken lassen und das sind diejenigen, die immer und immer wieder Hilfe anbieten und Tiere zur Pflege aufnehmen. 
Zu guter letzt gibt es noch den Hundebesitzer, der sein Tier liebt und viel Gutes für dieses möchte, aber aufgrund mangelnder Information keine Ahnung hat. Das sind aber genau die Personen wo man ansetzten kann, denn diese sind empfänglich für Tipps und Infos. Das ist nur ein kurzer Anschnitt, dieses Thema könnte Seiten füllen.

Hundekind Abby: Wie kam Sandy denn zu euch?
Vanessa: Ich bin mit einem Hund groß geworden und als ich her kam fehlte er mir schon.  2,5 Jahre habe ich mir den Mund fusselig geredet. Mein Mann hatte Angst, ist nie mit Tieren in Kontakt gekommen und hatte keine Ahnung. Viele Menschen versuchen Hunde und Katzen über Facebook zu vermitteln und da habe ich sie gesehen. Der typische Fall: Knapp 6 Monate alt, wurde beim Hausmeister abgegeben oder von ihm gefunden und an einen Tierliebhaber zur weiteren Vermittlung abgegeben. 

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Als mein Mann endlich zustimmte, habe ich ihm jedoch die finale Entscheidung überlassen, denn es bringt nix wenn der Hund dann da ist und alles im Streit endet. Anfangs hat er noch „Krankheiten“ bekommen als wir mit dem Toilettentraining beschäftigt waren. Heute macht er auch mal ein Malheur weg, wenn Sandy wegen Krankheit oder Gift nicht rechtzeitig zur Toilette kann.

Hundekind Abby: Wie sieht euer Alltag aus?
Vanessa: Ich bin die meiste Zeit mit Sandy zusammen. Wir gehen jeden Tag mindestens 3x raus. Vor und nach der Arbeit eine große Runde und abends eben nochmal Pippi machen. Im Sommer gehen wir oft schwimmen und im Winter gehen wir lieber über den Golfplatz oder eine andere schöne Runde durch El Gouna und lassen uns den frischen Wind um die Nase wehen. Manchmal kommt Sandy mit zu Freunden und im Restaurant war sie auch schon mit dabei. Die meisten hier kennen mich. Spätestens dann, wenn ich sage, dass ich einen Hund habe fällt ihnen ein, wer ich bin: die blonde mit dem Straßenhund. So habe ich sogar mein gestohlenes Handy wieder bekommen.
Reisen oder mal ein Wochenende auswärts gibt’s hier nicht, denn an den meisten Plätzen sind Hunde nicht Willkommen. Wenn ich Zuhause bin genießt Sandy auch gerne mal ein Sonnenbad auf dem Balkon. Ansonsten spielen wir verstecken, tricksen oder machen Zerrspiele. Wir sind eher gemütlich und genießen – also nix mit Kilometerweit rennen, radeln oder sonstiges. 
 
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Hundekind Abby: Wie sieht es denn aus, wird in Ägypten viel Geld für den Lebensunterhalt der Hunde ausgegeben?
Vanessa: Nein, klar Ausnahmen bestätigen die Regel, aber im Allgemeinen eher nicht. Wenn ich auf die obigen drei Personengruppen  zurück komme: Bei den „Status-Züchtern“ zählt nur wie man aus Nix am besten Gold machen kann und bei den anderen beiden Gruppen wird bestimmt der ein oder andere dabei sein. Aber von der ganzen Produkteflut wie in Deutschland sind wir noch sehr weit entfernt.
 
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Hundekind Abby: In Deutschland wird Tierschutz groß geschrieben, wie ist das in Ägypten?
Vanessa: Tierschutz? Tierheime? Wir haben eins in  Hurghada und Umgebung und ein paar Tierschutzorganisationen in Kairo. Staatlich wird da wohl nix finanziert, evtl das Brooke Hospital in Kairo , aber ich kann da wirklich nicht mehr zu sagen.
Hurghada, da haben wir das Bluemoon Animal Center, habe auch schon einmal darüber geschrieben. Das könnt ihr [HIER] nachlesen.  Es fing ganz klein an und es kamen immer mehr
dazu. Das ganze wird privat durch Spenden und auch durch die Susy Utzinger  Stiftung finanziert.  Da kommen regelmäßig ausländische Ärzte um den einheimischen Ärzten noch ein paar Tricks zu zeigen. Es werden auch gemeinsam am Fließband Straßentiere kastriert oder sterilisiert. 
Bluemoon ist der erste Ansprechpartner wenn es hier um Tierschutz geht. Zum Beispiel haben sie erreicht,dass  von staatlicher Seite keine Giftköder mehr gelegt oder die Tiere wegen der Überpopulatuion erschossen werden dürfen. Im Gegenzug rufen sie dazu auf, dass man Straßentiere bringt um die Kastration kostenlos urchzuführen. Vor kurzem sollten alle Esel aus der Stadt verschwinden, weil es das Stadtbild „verschmutzen“. Dass so viele Menschen von jetzt auf gleich
ihre Lebensgrundlage verlieren, war egal. Wenn an Tag X noch ein Tier unterwegs ist, wird es beschlagnahmt und dieses landet dann entweder im Zoo als Futter oder sonstiges.
Auch hier haben sie lange geredet und haben Türen geöffnet. Von einem auf den anderen Tag hatten sie über 35 Esel, einige Pferde und Kamele da. Diese wollen nun natürlich versorgt werden. Das hat von der Regierung keinen interessiert.  Die Tiere im Tierheim werden nicht eingeschläfert. Dafür können sie aber mittlerweile selten neue Tiere aufnehmen, da sie voll sind. So kommt es, das immer mehr private Menschen in die Rolle der Pflegestellen rutschen oder nach Jahren das Tier dann einfach behalten. Deshalb bin ich so gegen Zucht. Die Tierheime
sind voll, auch in Deutschland, auch mit allen möglichen Rassen – da muss es kein Welpe mit Papieren vom Züchter sein.
 
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Hundekind Abby: Zahlt ihr in Ägypten Hundesteuer?
Vanessa: Nein. Ich habe jedoch vor ein paar Tagen einen Nachbarn aus Kairo gesehen der seinen Rottweiler dabei hatte und der hatte ne Marke am Halsband. Er sagte nur das der Hund gemeldet ist aber ob das auch Steuer oder sogar Versicherung für was auch immer ist, kann ich nicht sagen.
 
Hundekind Abby: Seid ihr verpflichtet die Hinterlassenschaften eurer Hunde wegzuräumen? Wenn ja, bekommt ihr Plastetüten dafür gestellt?
Vanessa: Im Großen und Ganzen interessiert es hier keinen. In El Gouna gibt es die Regel, aber es schaut keiner ob dies auch umgesetzt wird. Tüten werden nicht für diesen Zweck gestellt, aber das muss auch nicht. Man bekommt hier in jedem Supermarkt für die kleinste Kleinigkeit eine Tüte und die nehme ich dann mit. Ich gebe aber zu, dass ich auch nicht jeden Haufen einsammel,
denn es ist am nächsten Tag staubtrocken und wenn man drauf tritt zerbröselt es. Hat so ein bisschen was von den trockenen Blättern im Herbst, da bin ich als Kind gern drauf getreten 
 
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Hundekind Abby: Da Hunde ja keine so große Bedeutung in Ägypten haben, gibt es dann überhaupt Hundeschulen- oder Sportvereine bei euch? Wenn ja, habt ihr eine besucht?
Vanessa: Nein, wir haben keine Hundeschule besucht.  Vor fast 4 Jahren gabs das noch nicht so. Ich persönlich finde es schade, denn Sandys Sozialverhalten anderen Hunden gegenüber hat so sehr gelitten. Es gab bei Bluemoon mal die Möglichkeit in  einer Gruppe zu trainieren. Ich fand das aber unverhältnismäßig teuer und so war es uns nicht gegönnt. Bald macht hier in El
Gouna eine Hundepension auf. Sie bieten auch Training an, aber auch das ist nur für die besser Gestellten zahlbar und die meisten interessiert hier nur Obedience.  
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Hundekind Abby: In Deutschland gibt es sehr oft Stress zwischen  Hundehaltern und Nichthundehaltern, weil diese sich belästigt fühlen. Oft werden auch Giftköder ausgelegt, an denen Hunde elendig sterben. Gibt es so etwas in Ägypten auch?
Vanessa: Solchen Stress habe ich noch nicht erlebt. Die meisten haben Angst und die, die keine Angst haben, denen ist es egal oder sie legen Giftköder aus beziehungsweise schauen, dass dein Hund sonst wie weg kommt. Hier werden Hunde oft gestohlen um sie weiter zu verkaufen, sie zur Zucht zu nutzen oder sie bei Hundekämpfen einzusetzen.   
Von Respekt und Liebevoll sind wir jedoch weit entfernt. Die  ganzen Kinder kommen auf uns zugestürmt und wollen Sandy immer anfassen und Sandy mag es gar nicht. Auch einige Erwachsene verhalten sich so.  Da Reisen mit Hund hier keine Option ist, kennen dich die Nachbarn und man arrangiert sich.
 
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Vanessa, wir danken dir ganz herzlich für deine ehrlichen Worte. Für alle, die sich noch mehr mit dem Thema Hundehaltung in Ägypten beschäftigen möchte, dem empfehlen wir Vanessas Blog !
Eure Abby

5 Gedanken zu „Nasenstubser weltweit – So leben Hunde in Ägypten.

  1. Ohja, Vanessa und Sandy kennen wir auch 🙂 Und lesen immer wieder gerne was die zwei in Ägypten erleben 🙂
    Das Interview ist klasse und gibt wirklich vielen offenen Fragen eine Antwort.

    Wuff, Deco + Pippa

  2. Ohja, Ägypten ist nicht gerade das Traumland schlechthin für Hunde. Aber zumindest hat sich etwas getan und wir hoffen, es geht auch so weiter und Sandy und Vanni können künftig mehr Positives aus der Wahlheimat berichten.

    Wuff-Wuff dein Chris

  3. Es hat Spaß gemacht bei eurer Reihe dabei zu sein. Ich werd aber ganz rot bei den Rechtschreibfehlern. Schlimm wenn es so sprudelt und man dann wie blind davor sitzt 🙁
    Bin sehr gespannt wer sonst noch mitmacht.
    LG Vanni mit Sandy

  4. Ich finde das richtig spannend zu lesen, wie Hunde in anderen Ländern leben. Und Vanessa und Sandy begleite ich auch auf ihrem Blog. Nach diesem Bericht bin ich doch sehr dankbar hier leben zu dürfen. Manchmal weiß man nicht, wie gut man es eigentlich hat….

    Viele liebe Grüße
    Sabine mit Socke

  5. Wir haben einen Streuner aus Hurghada adoptiert .Die Hundin war immer am Abend vor unserem Hotel . Die Animalcenter Bluemoon hat uns geholfen die kastration sowie die ausreisepapiere vorbereiten . Nach fast halben Jahr ist sie bei uns , und ist die beste Freund von uns allem . Beste Hund der Welt

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