Warum eine Schilddrüsenerkrankung keine verdammte Ausrede ist!

Warum eine Schilddrüsenerkrankung keine verdammte Ausrede ist!

Hallo ihr Lieben,

es ist mal wieder Zeit sich Luft zu machen…

Letzte Woche habe ich bei einem meiner Facebookfreunde einen Post gefunden, in dem es darum ging wie glücklich diese gewisse Person war, dass sie mit ihrem Hund, dank tollen Trainings, wahnsinnig viel erreicht hat und sich immer auf den Hund verlassen kann. Soweit noch alles ganz schön. Dann folgte aber der Satz:

„Sie ist mein persönlicher Beweis dafür, dass alles möglich ist, dass man nie aufhören sollte zu arbeiten und sich niemals mit Ausreden alá „Angsthund“ und „Schilddrüsenhund“ zufrieden geben sollte.“

Bäm! Das hat gesessen. Nicht nur, dass ich enttäuscht war so einen Satz von jemandem zu lesen, den ich kenne, sondern auch die Tatsache dass das auch noch viele geliked haben und somit stumm ihr Einverständnis zu dieser hirnrissigen Aussage gegeben haben.

Eine Krankheit ist keine Ausrede!

Diese Aussage ist ein Schlag ins Gesicht. Da wird uns vorgeworfen, wir würden eine Krankheit als Ausrede benutzen, weil unser Hund nicht „funktioniert“. Weil wir unsere Hunde wohl eher nicht mit in die Stadt zum einkaufen schleifen oder überall mit dabei haben müssen. Leute, die solche dummen Kommentare von sich geben, haben absolut keine Ahnung wie es ist mit einem kranken (oder ängstlichen Hund) zu leben. Da ich natürlich einen ganz anderen Bezug zu dieser Krankheit habe, weil ich mich inzwischen (wenigstens ein bisschen) damit auskenne kann ich euch sagen, dass viele Hundehalter leiden, weil sie wissen dass sie ihren Hund nie so „hinbekommen“ werden wie die, die es noch stolz aus sich heraus posaunen.

Wisst ihr was, ihr Supermega-Perfekten-Hundehalter: Ich freue mich für euch. Ich freue mich für euch, dass ihr es schafft euren Hund so zu erziehen, wie ihr es möchtet. Ich freue mich, dass ihr stolz auf eure Hunde sein könnt und ich freue mich für euch, dass euer Hund so ist wie ihr ihn euch erhofft habt. Das tue ich wirklich!

Und dann würde ich euch am liebsten links und rechts eine scheuern, wenn ihr dann behauptet wir suchen Ausreden. Das tut nicht nur diese eine Person. Wie oft habe ich schon gelesen, dass die Schilddrüse nur eine billige Ausrede dafür sei, dass man seinen Hund nicht im Griff hat? Wie könnt ihr so hochnäsig sein und behaupten, dass diese Hundebesitzer zu faul sind und statt mit ihrem Hund zu arbeiten, lieber Ausreden benutzen?

Wie könnt ihr so hochnäsig sein und so tun, als wüsstet ihr mehr von einer Krankheit als Tierärzte? Es gibt nach wie vor so wenige Tierärzte die sich mit dem Thema befassen, die wissen welche Blutwerte man wirklich benötigt um eine Schilddrüsendisfunktion festzustellen. Und nur ein kleiner Hinweis am Rande: 3 mal in kurzer Zeit das Blut abnehmen und den T3 oder T4 Wert bestimmen lassen reicht nicht aus! Und bevor man so etwas nicht weiß, sollte man ruhig sein mit irgendwelchen Anschuldigungen.

Tabletten bei Schilddrüsenproblemen sind Problembeheber.

Natürlich habe ich das Thema angesprochen, warum man sich diesen Seitenhieb nicht ersparen kann und darauf kam, dass es viele Hundebesitzer gibt, die beim Tierarzt waren und dieser dann einfach Tabletten verschrieben hat. Aber unterschwellig zweifelt man das Ergebnis an und unterstellt dem Tierbesitzer, dass er es sich nur einfach machen möchte. Auch an dieser Stelle frage ich mich, wie man so arrogant sein kann und Leuten unterstellt, sie wollen nur eine schnelle Abhilfe schaffen? Leute die ihr Tier auf die Schilddrüse untersuchen lassen haben einen Leidensweg hinter sich. Die sind verzweifelt, sie suchen Hilfe! Oft hat man unzählige Hundetrainer durch, die einem alle nicht helfen konnten. Man zweifelt an sich, dem Tier, an der ganzen Welt! Dann hat man einen Funken Hoffnung, lässt den Hund medizinisch untersuchen, bei jemandem dem man vertraut. Nicht jeder weiß, dass Tierärzte sich nur geringfügig mit der Problematik Schilddrüse auskennen. Experten sind sehr schwer zu finden. Ich weiß in Deutschland von 4 (!), die sich wirklich mit dem Thema auskennen. Das sagt einem der Haustierarzt aber nicht. Der macht sein Ding nach bestem Wissen und Gewissen und medikamentiert das Tier im besten Falle. Ganz oft wird man aber ausgelacht und bekommt zu hören, dass das Tier nichts mit der Schilddrüse hat. Nach einem vollständigem Blutbild muss man betteln! Ich habe 2 Monate gebraucht bis ich alle Werte hatte, die ich wollte und selbst da wurde mir unterstellt ich übertreibe und mein Hund hat nichts.
Diese Menschen zweifeln an allem und dann kommen irgendwelche Möchtegern-Hundeprofis daher, die das Tier vielleicht ab und an mal auf der Hundewiese sehen und wollen sich ein Urteil bilden? Woher wollt ihr wissen, was wir schon alles durch haben. Wie oft wir abends weinend auf der Couch saßen, weil wir nicht mehr weiter wussten?

Die Tabletten wirken eh nicht, also hat der Hund auch nichts an der Schilddrüse.

Auch bei dieser Aussage frage ich mich, ob diese Personen Veterinärmedizin studiert haben oder sich intensiv mit dem Thema Schilddrüsendisfunktion auseinander gesetzt haben. In der Regel dauert es 1,5-2 Jahre, bis man die Diagnose überhaupt bekommen hat. Wenn der Hund Symptome zeigt, welche einen auf Probleme mit der Schilddrüse hindeuten, ist die Schilddrüse bereits zu 75% angegriffen. Vorher kann der Körper dieses Hormonchaos noch irgendwie überbrücken, wobei auch schon ganz junge Hunde erste Anzeichen zeigen. Das wird es aber immer auf die Pubertät geschoben. Und nachdem man endlich die Diagnose hat, wird angefangen die Tabletten einzuschleichen. Das ist aber ein langer, schleichende Prozess. Man beginnt mit 2,5 oder 5µg pro Kilogramm Körpergewicht des Hundes. Diese Dosis wird dann für eine Woche gehalten und in der nächsten gibt es dann 2,5 oder 5µg des Wirkstoffes mehr. Eine Wohlfühldosis kann man vorab nicht vorhersagen, da jeder Hund diese anderes benötigt. Als Orientierungshilfe sagt man aber, dass diese wohl zwischen 30 und 80 µg pro Kilogramm Körpergewicht liegt. Jetzt könnt ihr euch ausrechnen wie lange es dauert, bis der Hund diese Wohlfühldosis erreicht hat.

Eine Verbesserung kann bereits wenige Wochen nach Beginn der Therapie auftreten, muss sie aber nicht. Das kommt auf den Hund an. Auch verschwinden Verhaltensauffälligkeiten nicht sofort und über Nacht. Man muss trotzdem mit dem Hund trainieren. Wenn ihr euch aber vorstellt, dass der Hund 1,5-2 Jahre Verhaltensauffälligkeiten an den Tag gelegt hat und zwar in so vielerlei Hinsicht, dann muss man als Hundehalter Prioritäten setzen, was einem am wichtigsten ist und trainiert erst einmal das. Kleinigkeiten, die für „Perfekte-Hundehalter“ selbstverständlich sind, wie dass der Hund andere Menschen nicht anspringt, sind für uns so blöd es klingt erst einmal Nebensache. Klar ist das Kacke und sollte nicht passieren, wenn der Hund aber riesige Fortschritte darin zeigt, seine Artgenossen nicht mehr an der Leine lynchen zu wollen, dann entschuldige ich mich bei dem anderen Menschen und erkläre, warum das jetzt passiert ist. Und ja, da kann man auch einmal sagen, dass der Hund Probleme mit der Schilddrüse hat und man gerade an anderen Dingen trainiert. Wenn die Klamotten der anderen Person dreckig geworden sind, dann wasche ich sie und freue mich insgeheim trotzdem, dass der Hund an der Leine langsam erträglich wird.

An sich könnt ihr euch merken: Wir geben die Tabletten nicht, damit unser Hund ruhig in der Ecke sitzt und nicht muh und mäh macht. Wir geben sie unseren Hunden um das Hormonchaos in ihrem Körper zu regulieren und damit sie wieder ansprechbar werden. Viele Hunde leben in einem Tunnel und kommen da nicht mehr raus. Die Tabletten helfen ihnen dabei. Dennoch hat man dann noch einen weiten Weg vor sich.

AbbyvorderTuer-1 %Hundeblog

Die Diagnose ist günstiger als einen Hundetrainer zu Rate zu ziehen.

Ohja, wen dem doch nur so wäre. Viele Schildi-Besitzer haben nämlich bereits eine Vielzahl an Hundetrainern hinter sich. Eine Blutuntersuchung kostet dann knapp 200 Euro, hinzu kommt bestenfalls noch die Beratung eines Experten, schlagen wir hierfür noch einmal 100 Euro an. Das bedeutet man legt erst einmal 300 Euro auf dem Tisch nur um überhaupt zu erfahren, ob der Hund Probleme mit der Schilddrüse hat. Dann kommen noch Medikamente hinzu. Eine 400er Packung kostet beim Tierarzt 65 Euro und hält knapp 1-2 Monate. Je nach Hund und Körpergewicht. Braucht der Hund eine größere Wohlfühldosis kann man auch 800er Packungen kaufen, die kosten dann entsprechend mehr. Und das ein Leben lang. Hinzukommen Routineuntersuchungen, die zwei Mal jährlich gemacht werden. Wieder heißt es Blut abnehmen und den Facharzt zu Rate ziehen. Dank der erhöhten Tierarztkosten (die absolut gerechtfertigt sind), ist man da auch jedes Mal knapp 150 Euro los.

Und dazu kommt dann, wenn man ihn braucht, den Hundetrainer. Und jetzt sagt mir bitte noch einmal, dass ein Hundetrainer teurer wäre als den Hund medizinisch gut einzustellen.

Schilddrüsenunterfunktion ist eine Modekrankheit.

In der Tat werden es immer mehr Schilddrüsenerkrankte Hunde in den Praxen der Tierärzte. Das liegt aber nicht daran, dass es sich hierbei um eine leicht gestellte Diagnose handelt, sondern daran dass so langsam aber sicher ein paar Erkenntnisse zur Schilddrüse bekannt werden. Nach wie vor wird die Schilddrüse bei den meisten Ärzten noch nicht ernst genommen, genau so wie in der Humanmedizin. Ich habe von vielen gehört, dass sie über 10 Jahre Beschwerden hatten die ihnen keiner erklären konnte, bis sie an den richtigen Arzt geraten sind, der Probleme mit der Schilddrüse festgestellt hat.

Zu sagen, dass die Schilddrüse früher bei den Hunden keine Probleme gemacht hat, ist also absolut falsch. Vermutlich litten sogar mehr Hunde daran, als wir denken. Es hat nur nie jemand untersucht. Hunde hatten früher einen absolut anderen Stellenwert als heute. Früher blieben sie im Hof, wachten über Haus und Hof. Heute kommen sie mit ins Bett. Verhaltensauffälligkeiten lassen sich jetzt also nicht mehr einfach in den Zwinger stecken, sondern diese Hunde sind immer bei uns. Deswegen will man natürlich wissen was der Hund hat und ihm helfen. Die Untersuchungen, die heute gemacht werden können, gab es damals noch gar nicht!

Auch die Ernährung spielt eine wahnsinnig wichtige Rolle bei dem Thema. Die hat sich in den letzten Jahrzehnten nämlich drastisch verändert. Von Essensresten zum Fertigfutter. Nur mal ein kleines Beispiel. Abby benötigt gemäß NRC-Werten pro Tag 325µg Iod in ihrem Futter. Würde ich Abby ein Royal Canin füttern, hätte dieses Futter einen Iod-Gehalt von 189µg pro Tag. Iod ist wichtig, damit die Schilddrüse ihre Funktion aufrecht erhalten kann. Ist dies nicht gegeben, kann sie aber eben nicht ordentlich arbeiten und es kommt über längere Zeit zu schwerwiegenden Schädigungen.

So einfach, wie man sich das Ganze also gerne machen möchte und alle Hundebesitzer von Schildis als faul oder beratungsresistenz nennen will, ist es also nicht. Es ist auch nicht ratsam von einigen wenigen, die tatsächlich nicht sehr aufgeklärt sind über die Krankheit auf alle zu schließen und so eine Krankheit in Verruf zu bringen, über die mehr berichtet werden müsste, statt sie tot zu schweigen oder als Ausrede zu betiteln. Immerhin würde doch keiner von euch auf die Idee kommen und einem an Asthma erkrankten Menschen sagen, dass er sich nicht so anstellen soll und ohne sein Asthmaspray auf einen Marathon schicken, oder?

Denkt also nach, bevor ihr über andere urteilt. Auch ihr seid nicht perfekt und wir stellen euch deswegen trotzdem nicht an den Pranger!

Eure Dini

10 Gedanken zu „Warum eine Schilddrüsenerkrankung keine verdammte Ausrede ist!

  1. Wow wow wow! Vielen lieben Dank für diesen wunderbaren, offenen und ehrlichen Artikel!!! Du sprichst mir aus der Seele! Wir sind ja leider auch geplagt und ich würde alles dafür geben wenn Micky keine SDU hätte! Die Leute machen sich kein Bild davon was es bedeuten kann… Ich kenne leider diese Reaktionen das man die Krankheit vorschiebt sehr gut und das generelle Unverständnis wenn der Hund 'nicht funktioniert' ….
    Ganz liebe Grüße
    Alex mit Micky

  2. Ich finde es gut, dass Du Dir Luft machst… Ich habe keine Ahnung von der Erkrankung, kenne nur einen Tibet Terrier, der an SDU erkrankt ist, nach langer Zeit gut eingestellt ist und sehr verträglich ist. Lonzo, den Tibi, den wir immer wieder treffen.

    Auch wenn ich Deine Wut verstehen kann, muss ich dennoch sagen, dass Sätze wie " Dann würde ich Euch am liebsten rechts und links eine scheuern" das Verständnis und die Anteilnahme wieder mindern. Ich weiß, dass es bei Facebook oft hart hergeht. Aber diese Art ist nicht meine und ist meines Erachtens auch nicht nötig.

    Ich verstehe Deinen Leidensdruck mit Abby, bin leider nicht in der Lage der Ratschläge zu geben. Ich finde es gut, wenn Du Deine Sicht der Dinge schreibst, denn damit machst Du sicher vielen Betroffenen Mut. Warum Du Dich so ausdrückst verstehe ich nicht und sorry, finde ich auch nicht zielführend.

    Es bleibt mir nur, Dir viel Kraft zu wünschen und den Mut Dich von den Leuten, die Dich so wütend machen zu distanzieren.

    Viele nachdenkliche Grüße
    Sabine mit Socke

    1. Meine liebe Sabine,

      vielen lieben Dank für dein Feedback und deine Kritik.

      Es mag sein, dass es nicht zielführend ist, aber Gefühlen darf man, meiner Meinung nach, auch beschreiben und man darf auch mal sagen, wenn man richtig wütend ist. Und ja, ich bin wütend und bei dummen Aussagen würde ich den Personen am liebsten links und rechts eine imaginär geben. Ich denke solche Gedanken hat jeder mal. Sie sind menschlich. Manchmal muss man eben etwas deutlicher werden, damit es Menschen verstehen. Ja, es soll provozieren und vor allem soll es zum nachdenken anregen.

      Liebste Grüße
      Dini

    2. Wenn es Dir gut tut und Du es für richtig hälst, dann musst Du es natürlich genauso tun.

      Mich selber schrecken derartige Formulierungen ab, weil diese Emotionen uns verleiten, nicht mehr sachlich zu bleiben. Es dient niemanden sich so zu äußern und schon gar nicht einem Austausch mit Menschen, die vielleicht helfen könnten. Ich ziehe mich lieber zurück und suche mir Menschen, die Verständnis haben und mir gut tun.

      Zumal sich die gemeinten Personen nichts davon annehmen oder den Austausch weiter eskalieren lassen. Ich brauche das nicht und setze meine Kraft lieber für wichtige Dinge ein….

      Nun ist jeder Mensch anders und jeder hat das Recht zu schreiben, was er fühlt. Mich schreckt es aber ab.

      Wünsche Euch weiterhin alles Gute

      Sabine mit Socke

  3. Es ist ein generelles Problem, das ich unter Hundehaltern – bzw. im Internet (wo auch sonst!), immer wieder sehe und bei weitem auch nicht nur in Bezug auf Erkrankungen: Bestimmte Personen haben es geschafft mit ihrem Hund durch bestimmte Methoden bestimmte Probleme in den Griff zu bekommen. Schön für sie. Dann wird aber aus irgendeinem Grund angenommen, dass weil sie es geschafft haben dieses Problem in den Griff zu bekommen, jeder Hundebesitzer es auch so schaffen müsste. Und wenn nicht, dann ist er nicht konsequent genug oder macht irgendetwas anderes falsch. Niemals liegt es womöglich daran, dass jeder Hund ein Individuum ist und ganz andere Voraussetzungen mitbringt. So eine Voraussetzung kann eine Erkrankung wie eine Schilddrüsenfehlfunktion sein und auch hier gilt: Nur weil ein Mensch ein Problem mit einem Hund mit so einer Erkrankung in den Griff bekommen hat, muss es nicht bei einem anderen Hund mit der selben Erkrankung funktionieren. Denn zum einen ist nicht Mal eine Erkrankung wie jede andere, das Ausmaß einer Schilddrüsenfehlfunktion kann ganz unterschiedlich sein. Auch wie lange die Erkrankung unentdeckt geblieben ist und wie lange der Hund sein Verhalten mit dieser Erkrankung gefestigt hat kann eine Rolle spielen. Zum anderen bringt jeder Hund selbst schon Mal ein ganz individuelles Grundpaket an Persönlichkeit und Verhalten mit, ungeachtet der Erkrankung. Ein Hund der ohnehin schon dazu neigt nervös/ängstlich/aggressiv/unruhig/etc. zu sein ist noch einmal etwas ganz anderes als ein Hund mit einer Schilddrüsenerkrankung, der sonst aber ruhig und souverän wäre.
    Aber auch ganz ungeachtet von möglichen Erkrankungen ist doch kein Hund wie der andere. Ich könnte mich auch hinstellen, die Augenbrauen kritisch heben, wenn ich zum Beispiel lese, dass andere Hunde Sachen in der Wohnung kaputt machen, wenn sie alleine sind. Dann könnte ich dem Hundebesitzer alles mögliche vorwerfen….

  4. ( und hier war mein Kommentar scheinbar zu lang zum abschicken, also geht's weiter)
    …., was er falsch macht: Der Hund ist nicht ausgelastet genug, der Hund wird zu lange alleine gelassen, das Alleinesein wurde nicht richtig geübt. Und das nur, weil es bei uns super klappt. Tue ich aber nicht, weil wir, verdammt noch Mal, mit solchen Dingen einfach nur Glück hatten und meine Hunde einfach nicht dazu neigen Dinge kaputt zu machen, die ihnen nicht gehören. Mit anderen Dingen haben wir weniger Glück und wenn ich dann lese, wie andere Leute wie von einem hohen Ross herab sagen, wie einfach das wäre, wenn man nur konsequent genug sei oder sonst einen Käse, dann könnte ich, Entschuldigung, einfach Mal kotzen. Ich kenne eine ganz schlimme Angsthündin und ihre Besitzerin hat wirklich schon einen Hundetrainer Marathon hinter sich, keine konnte ihr helfen. Wie es mich aufregt, wenn wir unterwegs sind und sie wieder ausrastet und von anderen Hundebesitzern abfällig Blicke kommen. Diese Blicke sprechen Bände: "Also, bei mir gäbe es das nicht! Ich würde das in den Griff bekommen!". Als ob Hunde einfach alle nach dem gleichen Prinzip funktionieren würden und es für jedes Problem eine immer funktionierende Lösung gäbe. Wenn es so einfach wäre, hätten doch sicherlich zumindest einige der Hundetrainer mit ihren Methoden Fortschritte erzielen können.
    Ich kenne ebenfalls eine Hündin mit Schilddrüsenfehlfunktion. Wenn man sie von der Leine lässt, ist sie weg, aber ansonsten ist sie echt ein Vorzeigehund ohne jegliche Verhaltensauffälligkeiten und mit ihr wurde wirklich nie (irgendwas) trainiert. (Und sie war auch schon vor der Tablettengabe so und die Erkrankung wurde nur bei einer Routineuntersuchung entdeckt). Wenn man so eine Hündin sieht, klar könnte man dann, wenn man nur so etwas kennt, denken "Die Dini, die macht da aber echt ein riesen Drama aus der Schilddrüsenerkrankung! Das ist doch alles kein großes Problem!". Wäre aber ziemlich engstirnig so zu dneken.
    Ich wünsche mir generell, ganz ungeachtet von irgendwelchen Krankheiten, denn das Muster lässt sich auf viele andere Dinge übertragen, dass Hundehalter etwas offener für die Vorstellung wären, dass, nur weil bei ihnen etwas gut funktioniert hat, es bei anderen Leuten weniger gut oder garnicht funktionieren könnte. Das ist doch eigentlich ein ganz einfaches und logisches Prinzip.

    1. Vielen lieben Dank für die 2 Kommentare. Ich könnte dich dafür gerade umarmen. Du hast so Recht!!!
      Deine Worte sollte auch jeder lesen und verinnerlichen. Wie schön wäre es, wenn alle so denken.

  5. Ich weiß genau was du meinst. Tiffi hat zwar nix mit der Schilddrüse, ist aber ein Angsthund.

    Immer wieder, wenn wir unterwegs sind und sie einen ihrer zum Glück seltener werdenden Panikmomente erlebt kommen die Blicke und Kommentare.

    Ebenso bei Begegnungen bei denen andere Hundehalter unbedingt Kontakt zwischen den Hunden wollen.
    Ich erkläre freundlich, dass das nicht geht und werde angemalt, dass ich doch meinen Hund entsprechend erziehen muss. Dann geht die Angst auch weg!

    Grüße,
    Karen und Tiffi

    1. Hallo Zusammen!
      Also unser Bäru (Eurasierrüde) hat leider auch Schilddrüsenunterfunktion und wir haben es gemerkt, als er mit ca. zwei Jahren auf einmal kahle Stellen im Fell hatte… minimal war er auch lustloser/antriebsloser. Er wurde gut diagnostiziert (ich kann den Tierarzt leider nicht mehr empfehlen, weil er tragischerweise vor über einem Jahr an Blutvergiftung gestorben ist…) und gut eingestellt (Tablettenmässig – wer für die Gesundheit seines Hundes nicht genügend Geld hat: Bitte holt Euch keinen!).
      Also ein bisschen verstehe ich Dich schon, ja gut Du wirst ein Mensch sein, der sich auch mal energischer Luft machen muss… die Menschen sind halt unterschiedlich!
      Was mich eher aufregt – na zumindest finde ich es schade – dass unser lieber Hund (hat noch niemals in seinen bald neun Jahren Krawall angefangen, weder mit Hund noch mit Mensch – so oft drunter „leiden muss“, dass so viele andere Hunde unverträglich sind, gut teils wohl wirklich sehr schwer zu erziehen oder schlechte Lebenserfahrungen gehabt, teils aber auch wirklich mit Haltern, die fast keine Ahnung von Hunden und ihrer Haltung gaben oder schlicht und einfach nichts gegen die Unverträglichkeit ihrer Hunde unternehmen, weder professionelle Hilfe, noch nehmen sie gutgemeinte Ratschläge von Menschen an, wo man am Verhältnis Mensch/Hund schon merken kann dass sie entweder Ahnung, Einfühlungsvermögen oder gute Hilfe von einem Hunde Trainer hatten. Ich würde so gerne unseren Hund öfter frei laufen lassen… er hat keinen Jagdinstinkt und natürlich entsorgen sich seinen Kot…
      Natürlich nehme ich ihn an die Leine wenn es sein muss, ich bin ein verständnisvolle Halter und das größte Argument ist natürlich eine Läufig Hündin!!! Aber jede Beschimpfung von Menschen die ihren immer an der Leine haben und die anscheinend keinen Kontakt zu Artgenossen haben dürfen ist eine zuviel! Auch hier sind wir dankbar, wenn uns Verständnis entgegengebracht wird!
      Das finde ich persönlich viel schlimmer weil es das Miteinander und die Freiheit und das Glück unseres Lieblings einschränkt! Wir haben ihn gut sozialisiert und das ist such ein Vorteil von Hunden, die man als Welpe zu sich aufnehmen darf. Man wird trotzdem mittlerweile schon fast herabwürdigend angeschaut, wenn man keinen Hund aus dem Süden geholt hat…
      Ich merke dass auch Du Hunde liebst und das sollte uns alle doch eher verbinden! Wir Hundehalter haben genug die uns hassen…
      Lieben Gruß
      Stephan

  6. Ein sehr schöner Beitrag, der mir auch aus dem Herzen spricht. Bei uns ist es keine Erkrankung, sondern Angst, doch die Situation ist ganz ähnlich. Solche Sätze habe ich auch schon gehört und mich darüber geärgert. Erstens ergibt die Aussage wenig Sinn: Wie kann denn ein Beispiel, dass das Training bei einem bestimmten Hund funktioniert hat, ein Beweis dafür sein, dass es bei allen so funktioniert? Und du hast Recht: Diese Leute wissen überhaupt nicht, wie es ist, mit einem solchen Hund zusammenzuleben. Wie viele Dinge es gibt, die man nicht beeinflussen kann, die unvorhergesehen passieren und zu Rückschritten führen. Das kann man nicht vermeiden, egal wie viel Mühe man sich gibt. Natürlich muss man nicht alles hinnehmen (nach dem Motto: Mein Hund ist krank/hat das und das erlebt, da kann ich nichts machen) und Training kann einen bis zu einem gewissen Punkt bringen, aber eben nicht weiter. Ich zumindest kann sehr gut damit leben, dass mein Hund nicht perfekt ist. Und wenn Leute das Internet von ihrem Hund behaupten, bin ich ohnehin erstmal geneigt, es nicht zu glauben…

    Herzliche Grüße,
    Nora mit Mia und Kalle

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